Marathon Des Sables Tagebuch
Die lange Etappe
Es war 2:30 Uhr morgens und wir waren seit über 19 Stunden ununterbrochen durch die Sahara unterwegs. Unter dem Sternenhimmel setzten wir uns in den kühlen Sand und lehnten uns gegen unsere Rucksäcke. Wir streckten unsere müden Beine aus und streckten unsere Arme in den Sand, als wir spürten, wie die kleinen Körner über unsere Haut tanzten. Obwohl keiner von uns den Gedanken ausgesprochen hatte, beteten wir, als wir den Kopf zurücklegten und die Augen schlossen, im Stillen, dass ein Skorpion aus dem Sand auftauchen und uns verlockend genug finden möge, um zu stechen. Ja, ihr habt richtig gelesen, wir haben für einen Skorpion gebetet.
Zu diesem Zeitpunkt waren wir völlig erschöpft und mental ziemlich am Boden. Meine Mutter hatte unerträgliche Schmerzen und Blasen an den Fußsohlen, und die Erschöpfung und Müdigkeit nach stundenlangem Aufenthalt in der heißen Sonne der Sahara und der Jagd nach dem Zeitlimit reichten aus, um mich in die Knie zu zwingen und zu weinen. Wir wollten nicht die Entscheidung treffen, aufzugeben, aber wir wollten, dass die Rennleitung sie für uns trifft. Wenn wir von einem Skorpion gestochen würden, würde man uns aus dem Rennen nehmen und unser Marathon des Sables wäre vorbei. Wir wären gezwungen gewesen, aufzuhören, und das war für uns in Ordnung. Nennen Sie es Schlafentzug oder eine Form der Selbsterhaltung, aber die beste Lösung war in unseren Augen sicherlich extrem.
Zwanzig Minuten Schlaf vergingen viel zu schnell, und es war kein einziger Skorpion zu sehen. Wir setzten uns alle auf und gewöhnten unsere Augen an die Dunkelheit, die vom untergehenden Mond und den Sternen nur schwach beleuchtet wurde. Als wir merkten, dass unsere Gebete nicht erhört wurden, sahen wir uns an, und meine Mutter fragte: „Sollen wir?“, worauf ich antwortete: „Wir bringen das zu Ende.“ Wir schalteten die Suprabeam M6xr-Lampen ein, die wir an unseren Rucksäcken befestigt hatten, und machten uns auf den Weg, um die nächste Etappe zu beenden.
Das Geburtstagsgeschenk – Juli 2019
Jahrelang hatte ich von dem Traum meiner Mutter gehört, den legendären Marathon des Sables zu laufen, einen 150 Meilen langen, autarken Etappenlauf durch die marokkanische Sahara. Jedes Mal, wenn sie einem anderen Läufer begegnete, der diesen Lauf absolviert hatte, einen Artikel las oder einen Dokumentarfilm sah, in dem die Härte des Rennens beschrieben wurde, strahlte sie und sprach davon, wie außergewöhnlich es wäre, diesen Lauf eines Tages zu absolvieren. Ich hatte keine Ahnung, dass ihre Worte bei mir hängen blieben, bis ich versuchte, ein besonderes Geburtstagsgeschenk für sie zu finden. Nachdem ich lange darüber nachgedacht hatte, kam ich zu dem Schluss, dass das beste Geschenk ein Erlebnis sein würde, und was wäre eine bessere Gelegenheit, als ihr den Marathon des Sables 2020 zu schenken? Als Mutter-Tochter-Gespann wollten wir die Wüste gemeinsam in Angriff nehmen und Erinnerungen schaffen, die ein Leben lang halten!
Endlich! – April 2023
Nach zahlreichen Verschiebungen aufgrund von COVID sollte der 37. Marathon des Sables am 23. April 2023, also fast 4 Jahre später, endlich starten! Es wird gemunkelt, dass der Weg zur Startlinie schwieriger ist als das Rennen selbst, und daran ist etwas Wahres dran. Die Vorbereitungen für ein Selbstversorgerrennen waren anders als alles, was wir bisher gemacht hatten. Selbstversorgung bedeutete, dass wir alles mitnehmen mussten, was wir für eine Woche brauchten, abgesehen von Wasser und Unterkunft, die von der Rennorganisation gestellt wurden. Von Lebensmitteln im Wert von 14.000 Kalorien, einem Schlafsack, zusätzlicher Kleidung und einer Sandsturmbrille bis hin zu medizinischen Hilfsmitteln, Sonnencreme, Stirnlampen, Toilettenpapier und einem kleinen Stück Seife musste jeder von uns seine gesamte Ausrüstung in einem einzigen Rucksack mit sich führen. Meine Mutter und ich verbrachten unzählige Stunden damit, Ausrüstung zu testen, Tabellen zu erstellen und Berechnungen anzustellen, um zu versuchen, unsere Ausrüstung und Rucksäcke so leicht wie möglich zu halten, ohne dass wir uns dabei unwohl fühlten.
Als wir im Biwak ankamen, saßen wir in unseren kamelhaarigen Berberzelten und gingen unsere Rucksäcke immer wieder durch. Wir tauschten Gedanken und Ideen mit unseren illustren und erfahrenen Zeltkameraden aus und begannen sogar damit, Etiketten von Kleidung und Ausrüstung zu entfernen, um Gewicht zu sparen. Am Samstagnachmittag vor dem Rennen war es Zeit für das letzte Wiegen und die technische Kontrolle durch die MDS-Rennleitung. Wir hatten uns vorgenommen, unsere Rucksäcke unter 9 kg zu halten, was uns auch gelang. Der Rucksack meiner Mutter wog 7,9 kg und mein Rucksack 8,6 kg.
Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen, die Ausrüstung überprüft und gewogen war, blieb uns nichts anderes übrig, als unser Bestes zu tun, um die Nervosität auf ein Minimum zu reduzieren und gut zu schlafen. Wir nahmen die Sandstürme in Kauf, als sie kamen, und feierten die Einfachheit und Schönheit der Sahara-Wüste, als der Tag in die Nacht überging und die Millionen von Sternen am Himmel tanzten.
Das Rennen – 7 Tage, 250 km, 1.085 Starts
Der 37. Marathon des Sables über 250 km wurde in 6 Etappen über 7 Tage aufgeteilt. In diesem Jahr betrug die erste Etappe 36 km, die zweite 32 km, die dritte 34 km, die vierte – die lange Etappe, die sich über zwei Tage erstreckte – 90 km, die fünfte – die Marathonetappe – 42,2 km und die sechste Etappe 10 km.
Am Morgen der 1. Etappe standen 1.085 Athleten nervös unter der aufblasbaren Startlinie. Zusammen mit unserem MDS-Renndirektor Patrick Bauer begann jeder Morgen mit einem „Happy Birthday“-Gesang für alle Jubilarinnen und Jubilare und ging dann in AC/DCs „Highway to Hell“ über, das aus den Lautsprechern schallte. Die Stimmung war jeden Tag voller Spannung und Vorfreude, als der Countdown begann und alle mit „3… 2… 1… Los!“ anstimmten.
Im Laufe des Rennens trafen wir auf Sand, Djebels, Salzebenen, Dünen, extreme Temperaturen zwischen 46 und 47, Kamelherden, trockene Flussbetten und zahlreiche Sandstürme. Von den 1 085 gestarteten Athleten konnten nur 765 die Ziellinie überqueren, was einer Abbrecherquote von fast 30 % entspricht. Aus dieser Perspektive wird die Ausgabe 2023 nun als die zweithärteste Ausgabe gepriesen. Und meine Mutter und ich haben es mit einer Gesamtzeit von 70 Stunden und 43 Minuten geschafft! Wir kamen gemeinsam ins Ziel, hielten uns an den Händen und machten ein Erinnerungsfoto mit dem Rennleiter Patrick Bauer, wobei wir uns in die Arme fielen.
Auf die Frage eines Mitfinishers, ob wir unser Erlebnis mit einem einzigen Wort beschreiben könnten, antwortete meine Mutter: „Spaß“, und ich antwortete: „Unvergesslich“. Beides war so wahr, auch wenn wir vielleicht nicht mitten in der Nacht für Skorpione beten!
Verändert
Ich habe von so vielen Leuten gehört, dass Marathon Des Sables dein Leben verändern wird. Damals war ich mir nicht sicher, wie sehr ich das glauben würde, aber jetzt, wo ich hier sitze, etwas mehr als sechs Wochen nach dem Rennen, kann ich ohne Zweifel sagen, dass es wahr ist. Wir sind verändert. Was wir gemeinsam durchgemacht haben, ich und meine Mutter, unsere Zeltkameraden, alle Athleten, die an der Startlinie standen, war eine einmalige Erfahrung. Es fällt mir immer noch schwer, in Worte zu fassen, was genau da draußen passiert ist, und das ist auch gut so. Dieser 37. Marathon des Sables war wirklich ein unvergessliches Erlebnis!
Ausrüstungs-Highlights – Was bei mir funktioniert hat und was ich empfehlen würde!
Stirnlampe: Suprabeam M6xr
Perfekt für die lange Etappe! Die Streckenmarkierungen waren mit reflektierendem Klebeband versehen, das mit der Low-Level-Einstellung leicht zu erkennen war, und als wir auf wirklich felsige Abschnitte stießen, zeigte die Max-Level-Einstellung den Weg.
Ernährung: 2.500 kcal/Tag
Jede Menge salzige Lebensmittel! Zu unseren Lieblingsspeisen gehörten Cracker, gesalzene Pistazien, gesalzene Maisnüsse und Dörrfleisch.
Schuhe: Hoka Arahi 6
Ich habe hin- und hergeschwankt, ob ich einen Straßen- oder einen Trail-Laufschuh verwenden sollte. Letztendlich habe ich mich für den Schuh entschieden, der für meine Fußstruktur, einen breiten Zehenraum und eine stabile Plattform am besten geeignet ist, und dann für den Komfort.
Rucksack: Raidlight Revolutiv 24L & Front Pack
Das war ein großartiger Rucksack für mich! Ich mochte sein geringes Gewicht, er bot mir schnellen Zugriff auf meine Verpflegung und die notwendige Rennausrüstung im Frontpack und hielt relativ gut – nur ein kleiner Riss am Schultergurt, der leicht mit Klebeband zu reparieren war.
Schlafen: Western Mountaineering – HighLite Schlafsack
Der perfekte Schlafsack für dieses Rennen. Obwohl es in zwei Nächten zu warm war, um hineinzukommen, bin ich immer vor dem Morgen, wenn die Temperaturen sanken, hineingekrochen.
Kleidung:
WAA Ultra Running Skirt, Mountain Hardwear Crater Lake Long Sleeve Hoody, Drymax Trail Run ¼ Crew, Runderwear Balance Sports Bra, Sunday Afternoons Sun Guide Cap, Oakley Radar EV, Solumbra Hand Guards
